Bleikuhlen und Wäschebachtal

Lebensräume Schwermetallrasen
Pflanzenarten Westfälisches Galmei-Veilchen, Galmei-Frühlings-Miere, Aufgeblasenes Leimkraut
Tierarten Neuntöter, Baumpieper, Sandlaufkäfer, Gefleckte Keulenschrecke
Flechten in den Bleikuhlen
Flechten in den Bleikuhlen © Landschaftsstation im Kreis Höxter e.V.

Zwerge gelten in den Mythen der Germanen und den Märchen des Mittelalters als tüchtige Handwerker und Bergleute, die in unterirdischen Höhlen und Gängen Metalle abbauen und daraus Werkzeuge, Waffen oder kostbarste Kleinode schmieden. Mit ein wenig Phantasie kann man sich an einem nebeligen Tag im Spätherbst gut vorstellen, dass sie in grauer Vorzeit auch in den Bleikuhlen bei Blankenrode tätig waren und dort nach begehrten Metallen wie Silber geschürft haben. Ein schönes Märchen - ganz im Geiste der Gebrüder Grimm. Realität ist, dass hier über viele Jahrhunderte Bleierze und in einer letzten Abbauperiode auch Zinkerz, das sogenannte Galmei, gefördert wurden.

Als Zeugnis des ehemaligen Bergbaus haben sich bis heute eine eindrucksvolle Grube und ausgedehnte Abraumhalten erhalten, über die nun ein ca. 300 Meter langer Rundweg führt. Während Zwerge ins Reich der Märchen gehören, ist die Vegetation in Halde und Kuhle tatsächlich von zwergenhaftem Wuchs. Gehölze findet man kaum, die Krautschicht ist niedrig und lückenhaft. Grund hierfür ist der hohe Schwermetallgehalt des Bodens im Bereich der Grube. Blei und Zink sind als Spurenelemente für Pflanzen unentbehrlich, in höherer Konzentration jedoch giftig. Spezielle Anpassungen sind notwendig, um diesen lebensfeindlichen Bereich zu besiedeln. Da die Abwehrmechanismen jedoch aufwändig und energiefressend sind, weisen die Pflanzen einen nur zwergenhaften Wuchs auf und bilden zudem keine geschlossene Vegetationsdecke aus.

Flechten und Moose leiten als Pioniere die Besiedlung schwermetallhaltiger Böden ein. Die unscheinbaren und kleinwüchsigen Zwitterwesen aus Pilz und Alge können während der Fortpflanzung farbenprächtige Fruchtkörper ausbilden. Das Westfälische Galmei-Veilchen ist weltweit nur in Westfalen, und dort nur im Bereich der Bleikuhlen bei Blankenrode anzutreffen. Hier hat es einen konkurrenzarmen Lebensraum gefunden, wo andere Arten aufgrund des Schwermetallgehaltes im Boden nicht überleben können. Es blüht von Mai bis Oktober.

Natürlicherweise kommen diese Spezialisten nur lokal in Bereichen oberflächlich ausstreichender Erzadern vor. Heute finden sie sich vor allem auf den Abraumhalden ehemaliger Bergwerke. Die Seltenheit und das Vorkommen hochspezialisierter Pflanzen- und Flechtenarten sind der Grund, weshalb die Schwermetallrasen der Bleikuhlen bei Blankenrode unter europaweitem Schutz stehen.

Auf einen Blick

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Zur Specke 4
34434 Borgentreich
05643-948800
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